Veringeck
Neubau eines interkulturellen Wohnhauses mit Stadtteiltreff in Hamburg-Wilhelmsburg im Rahmen der IBA 2013
mit Jan Ostermann und Heidi Fletcher
BAUHERR
GbR Veringeck
BGF
3.050 qm
BAUZEIT
2010 - 2011
Mit dem Neubau des interkulturellen Wohnhauses entstand ein neuer Stadtteiltreff. Es entstanden 18 Seniorenwohnungen, eine Tagespflege sowie eine Wohn-Pflege-Gemeinschaft für Demenzerkrankte. Das Stadtteilcafe und der Hamam (türkisches Badehaus) bilden einen neuen Stadtteiltreff.
Die vorliegende Arbeit wurde 2009 in einem gutachterlichen Wettbewerbsverfahren ausgewählt und im Zuge dessen realisiert.
Für die Senioren im international gemischten Reiherstiegviertel in Hamburg-Wilhelmsburg schließt das Projekt im Rahmen der IBA Hamburg 2013 eine Angebotslücke und entwickelt ein bundesweites Modellprojekt: Durch die Schaffung von betreuten Altenwohnungen und einer Wohn-Pflege-Gemeinschaft für türkische Senioren mit Demenz soll die Versorgung für diese Menschen verbessert werden.
In dem sozial integrativen, ambulanten Wohnhaus werden unterschiedliche Wohnangebote für Senioren mit und ohne Migrationshintergrund angeboten, die gemeinschaftlich und selbstbestimmt leben möchten.
Im Veringeck gibt es 18 altengerechte 40 bis 60 qm große Ein- und Zwei-Personen-Wohnungen mit Balkon. Allen Bewohnern steht zudem ein großzügiger Gemeinschaftsraum mit Küche und der Sinnesgarten im Innenhof zur Verfügung.
Im 3. Obergeschoss ist eine ambulante Wohn-Pflege-Gemeinschaft für türkischstämmige Menschen mit Demenz eingerichtet, die dort rund um die Uhr vom Pflegedienst „Multi-Kulti“ betreut werden, der seit Jahren im Stadtteil tätig ist. Dabei werden insbesondere Traditionen und Gebräuche der Bewohner berücksichtigt und geschätzt. So findet eine vertraute Alltagsgestaltung statt, es wird in der Muttersprache gesprochen und gemeinsam landestypisch gekocht.
Im Erdgeschoss wurde darüber hinaus eine Tagespflege, ein Hamam (türkisches Dampfbad) sowie ein Café errichtet. Diese Einrichtungen sind auch für die Nachbarschaft geöffnet und stellen somit ein zusätzliches Freizeit- und Betreuungsangebot im Reiherstiegviertel dar.
Im Juli 2009 wurde ein von der IBA Hamburg in Kooperation mit dem Investor Veringeck GbR und dem Betreiber Multi-Kulti ausgelobtes Gutachterverfahren entschieden: Zentrale Aufgabe der acht beteiligten Architekturbüros war es, den Gedanken des kulturübergreifenden und seniorengerechten Wohnens sowohl innenarchitektonisch als auch in der Fassadengestaltung wiederzugeben.
Sämtliche Wohnungen der Einrichtung werden durch aufgeweitete Flure mit halbprivaten Vorzonen erschlossen. Die Wohnungsgrundrisse mit ihrer Zonierung in Vorraum, Wohnbereich und Rückzugsnische sind aus der Struktur klassischer türkischer Häuser entwickelt worden. Lichtdurchflutete Gemeinschaftsbereiche im Zentrum jedes Wohngeschosses gewährleisten vielfältige Blickbeziehungen in das Reiherstiegviertel und werden im Außenraum durch den Sinnesgarten mit seinen Hochbeeten und Rundwegen ergänzt.
Primäres gestaltendes Element im Außen- und auch im Innenbereich ist eine moderne Interpretation des orientalischen Girih-Musters, mit dem das Flair des Orients in eine moderne Sprache übersetzt wird. Als vielfältiges Fassadenelement prägt die traditionell blaue Ornamentik ganz wesentlich das äußere Erscheinungsbild. Im Herbst 2011 wurde das Mitte 2010 begonnene Gebäude im KfW 70 Energieeffizienz-Standard fertiggestellt und seinen Bewohnern und Nutzern übergeben.
Das Projekt wurde von der Robert Bosch Stiftung mit dem 3. Platz beim deutschen Alterspreis 2016 ausgezeichnet.